Im Internat sollen ein Bildungsforum und ein Gästehaus entstehen. Nur noch sechs Mönche.
von Sarah Maria Berners
VOSSENACK Die entscheidende Nachricht vorweg: Am Franziskus-Gymnasium läuft der Schulbetrieb wie bisher weiter, für die 600 Schüler und die nachfolgenden Jahrgänge ändert sich nichts. Und doch ist am Franziskusweg vieles in Bewegung. Am Sonntag hat der Provinzialminister Pater Cornelius Bohl, also der Chef der Deutschen Franziskaner, die Gesamteinrichtung Vossenack von der Deutschen Franziskanerprovinz verabschiedet. Das bedeutet in erster Linie einen organisatorischen Rückzug der bergeordneten
Institution aus der Schulträgerschaft (siehe Infokasten) und eine Übertragung der Gesellschaftsanteile an die Franziskusstiftung. Die sechs Brüder, die im Kloster leben, bleiben. „Die Messen, der Klostersonntag, der Kultur-Keller, unsere seelsorgerische Arbeit: Das alles bleibt unverändert“, erklärt Pater Peter Schorr, der ehemalige Schulleiter. Auch das kleine Internat, das derzeit zehn Jungen besuchen, wird weiterhin betrieben.
„Organisatorische Entlastung“
Der Grund für die organisatorischen Veränderungen sind die personellen Entwicklungen bei den Franziskanern. „Wir haben immer weniger junge Brüder“, erklärt Pater Cornelius. „Wir müssen uns in der Provinz organisatorisch entlasten. Wir sind an vielen Institutionen, zum Beispiel Suppenküchen und einem Studentenheim, beteiligt und damit auch organisatorisch verpflichtet. Langfristig betrachtet, können wir die damit verbundenen administrativen Aufgaben aber nicht mehr leisten.“ Die Übergabe der Schulgesellschaftsanteile an die Franziskusstiftung sei eine Zäsur, wenn auch eine im Hintergrund. Aber mit diesemWege könne gleichzeitig gesichert
werden, dass die Franziskaner vor Ort bleiben – und in Zeiten des Klostersterbens ein Gegenzeichen setzen.
Bildungsforum im Internat
Aber der Blick geht noch weiter: „Uns ist es ein ernstes Anliegen, dass es hier auch ohne nsere personelle Präsenz in unseremSinne weitergeht“, betont Pater Peter. Deswegen soll sich vor allem in den Gebäuden des Internates, in dem einst 200 Schüler lebten, vieles verändern.
Nicht baulich, sondern inhaltlich: Dort soll das Forum Franziskanische Bildung entstehen – eine Bildungseinrichtung samt Gästehaus für Gruppen von zehn bis 80 Personen. „Die Franziskusstiftung als Schulträger möchte der Schule dieses Forum auch an die Seite stellen, um zu erreichen, dass das Franziskus-Gymnasium eine katholische Privatschule im Geiste Franz von Assisis bleibt, wenn körperlich keine Brüder mehr hier verweilen“, erklärt Pater Peter. Im Bildungsforum will die Stiftung Seminare für Eltern, Schülervertretungen und Familien anbieten. Bei Themen wie „franziskanische Erziehung“ können die ortsansässigen Brüder oder andere Franziskaner selbst die Referenten sein, bei anderenThemensollen externe eingesetzt
werden.
Gruppenunterkunft
Aber auch die Schulseelsorge mit Gottesdiensten, Gesprächen, Trauerbegleitung und Fahrten nach Assisi oderTaizé soll verstärkt werden. Das Silentium, also die Hausaufgabenbetreuung
fürUnterstufenschüler, soll am Forum angedockt werden und die Schule so entlasten
und bereichern. Es soll auch Räume für Freizeitgestaltung, Spielen und Lernen geben. Die Mensa soll um ein Café für die Schüler erweitert werden. Weiterer wichtiger Baustein ist ein
Gästehaus. Pater Peter schwebt vor, dass Jugendliche der Pfarren, farrgemeinderäte, Pfadfinder und andere Gruppen die „bescheidenden Räume“ mit oder ohneVerpflegung buchen können, etwa für Klausurtagungen oder Orientierungstage. Denn es geht auch darum, den großen Komplex zu unterhalten. Eine touristische Belegung der Räume sei nicht geplant. Das Bildungsforum soll zum neuen Schuljahr an den Start gehen und den franziskanischen Geist in Vossenack wachhalten. Pater Peter hat darüber hinaus folgende Hoffnung: „Die katholische Kirche sollte ihren Einfluss auf Schulen nicht abgeben, auch wenn wir hier irgendwann nicht mehr körperlich präsent sind. Eine Schule wie diese ist für viele Jugendliche die einzige Möglichkeit, mit der Kirche in Kontakt zu kommen.“ Auch für den Klostertrakt, in dem früher 26 Brüder lebten und heute noch sechs, die zwischen 54 und 81 Jahren alt sind, gibt es erste Überlegungen. „Wir denken zum Beispiel darüber nach, ob Menschen auf Zeit mit uns in der Gemeinschaft leben können“, schildert Pater Peter die Idee eines „Mitlebehauses“.
Quelle: „Sarah Maria Berners / Dürener Zeitung - Ausgabe Nr. 29 vom 04. Feb 2019.